Wie ich vom Urlauber
zum Tierschützer wurde
Ich liebte Italien.
Wir waren mindestens einmal im Jahr in Bella Italia. In der Toskana, in Apulien, in den Marken, auf Elba, auf Giglio, Sardinien, Kampanien .... ja, Italien fand ich wunderschön.
Bis ich dann vom Leid der Hund erfuhr ... es mit eigenen Augen sah.
Plötzlich fand ich die vormals malerischen Hügel der Toskana nur noch schrecklich, wähnte ich doch überall Verschläge mit minimal versorgten Jagdhunden, angeschossenen Jagdhunden, verhungerten Jagdhunden, vergifteten Jagdhunden, erschlagenen Jagdhunden.
Dabei haben gerade die italienischen Jagdhunde, die Segugio Italiano und auch die Spinone Italiano, so ein wunderbares Wesen.
Erstmals brachen wir den Urlaub nach wenigen Tagen ab, fuhren nach Hause und seither gilt für mich:
Italien? Ja, gerne. Wenn ich dort Tieren helfen kann. Aber um dort Urlaub zu machen? Nein, danke!
Meine Eindrücke von Süd-Italien,
bevor ich mich im Tierschutz engagierte:
Das Schöne am Urlaub im Cilento ist, dass man einerseits das Meer, andererseits gleich die Berge hat. Für Motorradfahrer ein Eldorado. 2007 waren wir im März dort, 2008 im April und im Jahr 2009 im Mai, da dann eben auch mit Auto, Motorrad und 2 Hunden . Saison ist dort an sich nur im August, wenn die Menschen aus Neapel und Umgebung dort Urlaub machen.
Ob die Hunde der Urlauber überall mit hin dürfen, weiß ich nicht. Denn wir sind in den jeweils 2 Wochen entweder im Hinterland irgendwo gelaufen oder wir waren am Strand. Es gibt dort leider, wie überall in Süditalien, zahlreiche frei laufende Hunde. Da Baffo, mit dem wir bislang alleine reisten, jedoch nicht verträglich ist, gestaltete sich ein Gang durch den Ort mit ihm mehr als schwierig, weshalb wir es vermieden haben. Am Strand selbst haben wir nur einmal in den insgesamt 4 Wochen streunende Hunde getroffen, die waren aber scheu und sind auch flugs weggelaufen.
Gekocht haben wir selbst und zum Einkaufen waren wir im örtlichen Supermercato, einem kleinen Einkaufsmarkt. Den morgendlichen Cafe, also den Espresso, haben wir an der Bar getrunken, die in die Tankstelle integriert ist.
Dann sind wir mal an die Amalfi-Küste gefahren, dazu braucht man dann aber schon Geduld Enge Straßen und viele Touristenbusse erschweren das Durchkommen. Dafür entschädigt der Limonenmann am Gold von Sorrent mit seinem Limoneneis (oder Limonenlikör usw.).
Direkt am Ort liegen die Ausgrabungsstätten von Elea/Velia http://de.wikipedia.org/wiki/Elea.
Für einen Tagesausflug bietet sich Paestum http://de.wikipedia.org/wiki/Paestum an.
Mehr über die an sich wundervolle Gegend des Cilento: http://www.cilento-nationalpark.de/index.html.
Besonders liebe ich hier Roscigno Vecchio, den verlassenen Ort. Wir hatten bislang meist das Glück, dass wir fast alleine dort waren. Mitten zwischen den uralten Häusern zusammen mit dem Hunden picknicken - ein Traum!
Es ist eine weite Anreise, von uns aus ca. 1.600 km. Aber es lohnt sich! Die Landschaft, die Ruhe und die unheimlich freundlichen Menschen vor Ort sind die Strapazen der Anreise auf jeden Fall wert.
In Apulien werden viele der Hunde auch außerhalb der Saison gefüttert und mit Wasser versorgt, aber eben nicht dem Tierarzt vorgestellt, wenn sie krank sind. Ich war damals echt überfordert, als ich eine Hündin mit Welpen in einem zu der Jahreszeit nicht bewohnten Grundstück gesehen habe und dann noch einen kranken Hund. Ich habe Bilder von den Tieren gemacht und den Weg von der Hauptstraße zum Grundstück aufgeschrieben. Als wir 3 Tage später zu Hause waren, habe ich mich mit einer Tierschutzorga in Verbindung gesetzt, die dann so lange vor Ort waren, bis sie die Tiere eingefangen hatten. Der kranke Rüde konnte leider nur noch eingeschläfert werden, aber zumindest konnte ich ihm eine lange Leidenszeit ersparen
Andererseits gab es in Taranto ein Straßenhundrudel, das in einem kleinen Park und auf einer Verkehrsinsel die Tage und Nächte verbrachte. Unbehelligt von den Anwohnern.
Im Cilento ist es schwieriger. Dort gibt es schon Hunde, die durch die Gegend laufen, aber die sehen zumeist weder krank noch schlecht genährt aus. Dann gibt es viele Hunde bei den Schaf- und Ziegenherden und halt Dorfhunde, die einfach so durch die Straßen laufen, weil sich daheim niemand um sie kümmert. Wirklich schlecht geht es den sichtbaren Hunden dort nicht.
Aber es gibt eben überall die für Touristen unsichtbaren Hunde. Die Hunde, die an kurzen Ketten hängen, ohne Wind- und Wetterschutz ausharren müssen, in Verschlägen als Gebärmaschinen dienen, in Zwingern hungrig auf den Einsatz zur Jagd warten müssen.
All das wird aber noch durch die OASI SAN LEO getoppt:
Wir haben mitten in der Pampa ein riesiges Grundstück entdeckt und wussten erst nicht, ob das ein Zucht-Zwinger oder ein Tierheim ist. Es hat etwas gedauert, bis ich herausgefunden hatte, dass es sich bei dem Ort mit dem wohlklingenden Namen OASI SAN LEO in Cicerale um eine der allerschlimmsten Hundehüllen in Italien handelt, die so gut wie nie ein Hund lebend verlässt: http://www.pfotenhilfe-europa.eu/hoelle_cicerale.html
Die Streuner (also alles das, was ein Streuner sein könnte) werden eingefangen und dort "gesammelt". Anständig füttern? Oder gar ärztlich versorgen? Oder zumindest nach Rüden und Hündinnen, da unkastriert, trennen? Fehlanzeige. Das Canile bekommt einen Zuschuss pro Hund pro Tag. Denen liegt also nichts an der Vermittlung der Tiere, im Gegenteil, die sind froh, wenn sich die Tiere dort vermehren.
Immerhin habe ich deshalb im Frühjahr 2008 beschlossen, mich für Hunde in Italien einzusetzen und mich einem Verein angeschlossen, der mit Tierschützern in der Toskana zusammenarbeitet. Mittlerweile bin ich keinem Verein mehr angeschlossen, sondern vereinsübergreifend tätig. Besonders eben für die italienischen Jagdhunde. Ein Fass ohne Boden ... es ist frustrierend
Den obligatorischen Sonnenuntergang *g* hab ich natürlich auch, aber ich glaub, es ist bekannt, wie die Sonne aussieht, die im Meer in der Nähe von Capri versinkt ....