In der zweiten Woche hat sich bereits alles normalisiert. Maximilian und ich sind immer wieder total erstaunt, wie schnell sich Hunde bei uns integrieren. Selbst wenn sie, wie Nonna Blanche, schon zu den Hundesenioren gehören. Davon merkt man bei ihr nichts. Es ist einfach, als würde sie schon ganz lange bei uns leben. Morgens will sie nach Sonnenaufgang raus in den Garten. Dann steht sie am Zaun und begrüßt die Nachbarn, die zur Arbeit fahren, mit ihrem Spinonegeheul. Aber nur kurz. Wenn es mal zu lang anhaltend zu früher Morgenstunde wäre, würde ein kurzes Rufen genügen, damit sie ins Haus kommt und sich ein Leckerchen holt. Schlau ist Nonna Blanche nämlich. Sie kennt unseren eigentlichen Tagesablauf bereits genau.
Morgens guckt sie zu, wie ich das Futter herrichte und für Maximilian das Frühstück zubereite.
Dann gehen Morando, Nonna Blanche und manchmal auch Zampa und Mila nach oben, um Maximilian zu wecken. Eigentlich ist das der Job von Morando, aber so ein paar fleißige Helferlein sind da ja hilfreich :-)
Die Hunde wissen genau, dass es den ersten Snack des Tages - Zwieback mit Leberwurst - von Maximilian gibt, sobald er zum Frühstücken kommt. Anfangs konnte Nonna Blanche mit dem Zwieback gar nichts anfangen, hat mal kurz an der Leberwurst geleckt, das wars. Einige Tage später hat sie den Zwieback gefressen, wenn ich ihn in kleine Stückchen gebrochen habe und nun kommt sie schon, wenn ich ein Stück abbreche.
Nach dem Frühstücken geht Maximilian die Geschirre und Leinen für die Hunde holen. Bislang waren da drei Hunde hibbelig, nun sind es halt vier :-)
Beim Verlassen des Hauses ist es üblich, dass Zampa sitzen muss, Maximilian Mila an der Leine hat und guckt, ob die Straße frei ist und er dann zusammen mit Mila das Haus verlässt, gefolgt von Zampa. Morando geht erst, wenn ich gehe. Mittlerweile gehe ich ziemlich schnell, denn Nonna Blanche kann es gar nicht erwarten, spazieren zu gehen. Sie springt auch schon von Anfang an voller Elan in die Box im Auto. Wir haben ihr extra die Box von Mila gegeben, weil da der Einstieg niedrig ist.
Kaum draußen auf dem Land angekommen, kann Nonna Blanche es kaum erwarten, bis ich den Bauchgurt umgeschnall und die beiden Enden der Schleppleine an ihrem Sicherheitsgeschirr befestigt habe. Dann geht es los. Während Maximilian mit Mila eine andere Runde läuft. starten Zampa, Morando, Nonna Blanche und ich zu unserer Tour. Am Wald vorbei, über die große Wiese, den Bach überqueren, weiter an Feldern und Wiesen vorbei bis zum ersten Pfad vor der Unterführung der Autobahn, dort wo die Rehe vom einen Wald über den Hang und den Weg und den anderen Hang zum gegenüberliegenden Wald laufen. Diese Stelle findet Nonna Blanche total interessant und wer sie nicht erlebt, würde nicht glauben, dass sie wie eine Gemse den Hang rauf und runter kraxelt. Oben steht sie dann und heult Richtung Wald, aber die Rehe sind ja nicht doof und bleiben in ihrem Versteck :-)
Nach der Autobahnunterführung (in der das Heulen von Nonna Blanche besonders eindrucksvoll klingt) kommt der Wald. Rechts rein, links rein ... hier und dort und da schnüffeln. Dann kommt die Kreuzung und kurz danach die Baustelle mitten im Wald, wo das Windrad errichtet wird, aber derzeit Winterpause herrscht. Gleich darauf muss Morando an die Leine. Denn wir kommen zur Wiese, die mit Strom eingezäunt ist. Der Wildschweine wegen. Dort darf nur Zampa frei laufen, Morando und Nonna Blanche laufen an diesem Wegstück an kurzer Leine. Zu groß ist die Gefahr, dass sie versehentlich Bekanntschaft mit dem unter Strom stehenden Zaun machen.
Wir laufen parallel zur Autobahn und gelangen direkt nach der Wiese schon zur zweiten Baustelle für ein Windrad. Daneben ist ein Erdwall aufgeschüttet und gegenüber, auf der anderen Seite des Weges, der Wald, in dem Bambi wohnt. Bambi, das morgens netterweise genau dann am Erdwall bzw. der daneben liegenden Wiese frühstückt, wenn wir des Weges kommen. Zampa ist da ja zum Glück mittlerweile abrufbar und Morando interessiert sich nicht für Wildtiere. Nicht so Nonna Blanche. Sie tickt regelrecht aus, ist außer Rand und Band und wenn sie die volle Länge der Leine (7,5 Meter) zur Verfügung hätte in diesem Moment, würde sie mich vermutlich aus den Schuhen holen :-) Sie hat Kraft, das ist Wahnsinn. In Verbindung mit ihrem Sturschädel-Bollerkopf sind diese Momente für mich echt eine kraftmäßige Herausforderung *ggg*.
Der Weg danach ist entspannter, weil er nur noch an Wiesen und Feldern vorbeiführt, wobei wir die Wiesen zur Leckerlisuche nutzen. Da merkt man ebenfalls, wie pfiffig Nonna Blanche ist, denn wusste sie anfangs mit dem Spiel nichts anzufangen, ist sie mittlerweile recht gut darin.
Wieder beim Auto angekommen, werden wir zumeist schon von Maximilian und Mila erwartet und es geht ab nach Hause.
Dort ist große Raubtierfütterung angesagt. In den ersten Tagen wollte Nonna Blanche morgens fast nichts fressen, egal, ob wir ihr Dosen- oder Trockenfutter angeboten haben. Seit ein paar Tagen frisst sie morgens 2/3 der halben Tagesration und abends den Rest. Frischfutter, also Fleisch mit Gemüse und Obst mag sie nun auch sehr gerne.
Danach ist Ruhen angesagt. Maximilian fährt in die Arbeit und ich ungefähr eine halbe Stunde später. Für ca. 2,5 Stunden sind die Hunde allein zuhause und nutzen die Zeit, um im Bett, auf einem dem Sofas oder in den Hundehöhlen oder auf den Hundeplätzen zu dösen.
Mittags kommt Maximilian nach Hause und jeder der Hunde bekommt einen getrockneten Snack. Pansen, Entenhals, Schlund oder etwas in der Art. Das findet Nonna Blanche ebenso wie die anderen Hunde klasse und auch wenn sie ob der teils schlechten Zähne sehr lange braucht, kaut sie die Teile genüsslich und lässt sie sich schmecken.
Sie spielen, schmusen oder fläzen einfach im Garten, je nachdem. Bis Maximilian wieder in die Arbeit muss. Passt das Wetter, bleibt die Pendelklappe offen, so dass die Hunde die ca. 2,5 Stunden, bis ich nach Hause komme, entweder im Haus oder im Garten verbringen können.
Sobald ich zurück komme, werde ich freudig von Nonna Blanche begrüßt. Sie springt an mir hoch und brummelt und wuffelt und heult. Total süß.
Während es abends noch so früh dunkel wird, laufe ich zuvor mit den Hunden. Erst mit Morando und Nonna Blanche und danach mit Zampa und Mila. Das mag keiner der Hunde, wenn ich mit dem anderen Pärchen das Haus verlasse, aber im Winterhalbjahr ist das nicht anders möglich. Sobald es die Sonnenuntergangszeiten zulassen, laufen wir abends auch alle miteinander. Aber da Maximilian nicht vor ca. 18:30 / 18:45 Uhr nach Hause kommt, wird das noch ein paar Wochen dauern.
Zurück vom Spaziergang gibt es Schmuseeinheiten, Kämmen ist angesagt oder Hausarbeiten, bei denen ich eifrig beobachtet werde. Egal, wo ich bin, irgend ein Hund ist bei mir. Manchmal einer, manchmal alle. Sitze ich in meinem Zimmer, um Schreibkram zu erledigen, liegen meist Morando und Nonna Blanche bei mir.
Später abends gibt es dann die zweite Futterportion des Tages und auch wir, Maximilian und ich, essen.
Danach lassen wir den Tag ausklingen.
Gerade abends merken wir, dass Nonna Blanche den Tag verarbeitet. Sie läuft im Schlaf und fiept und geht träumend auf die Jagd :-)
Es macht Spaß, mit ihr und den anderen Hunden zu leben. Sie hat sich binner der kurzen Zeit so toll in unser Leben eingefügt, dass wir sie keinesfalls missen möchten.
Auch Zampa, die anfangs wirklich gefrustet war, hat nun realisiert, dass Nonna Blanche zu unserer Familie gehört und - so denn keiner kommt, wo Nonna Blanche es besser haben könnte als bei uns - bleiben wird.
Morando, bei dem wir Sorge hatten, dass der Einzug von Nonna Blanche soviel Stress bei ihm auslösen wird, dass er wieder einen Ehrlichioseschub bekommt, hat sich erstaunlicher Weise nach einigen Tagen sehr gut mit ihr arrangiert. Manchmal ist sie ihm noch zu aufdringlich und er - der bislang nie brummte oder knurrte - lässt ein Knurren ertönen, wenn Nonna Blanche ihm mal wieder zu nahe kommt.
Anfangs war das für ihn aber auch wirklich schwierig. Egal, wo er lag, genau dort wollte sie liegen. Und wer Spinone kennt, weiß, dass sie keine Rücksicht auf andere nehmen :-) Gerade in den ersten zwei, drei Nächten hat er sich mehrfach von Nonna Blanche von seinen Schlafplätzen vertreiben lassen und kam selbst deshalb nicht ausreichend zur Ruhe. Während wir noch überlegten, wie wir bei allen für ausreichend Schlaf und Ruhe sorgen können, hat sich das von selbst erledigt. Nun schläft Morando auch mal freiwillig auf anderen Plätzen und ist ein Platz belegt, sucht Nonna Blanche sich einen anderen. Ist ja nicht so, dass wir keine Plätze für die Hunde hätten :-)
Jedenfalls sind wir alle zu einem guten Team geworden und ich hoffe sehr, dass Nonna Blanche für immer bei uns leben darf.
Dennoch bin ich manchmal etwas traurig. Einerseits, weil ich weiß, wie schwer Eli der Abschied von dieser wunderbaren Hündin gefallen sein muss und andererseits, weil ich mich so darauf gefreut hatte, dass Peter Nonna Blanche kennenlernt. Aber manchmal kommt es anders, als wir uns das wünschen.
Letzthin war meine Mutter mit bei einem der Spaziergänge dabei und es war total erstaunlich, aber Nonna Blanche wich fast während des gesamten Spaziergangs nicht von ihrer Seite, war immer ganz nah neben ihr, obwohl ich sie an der Leine hatte. Sie scheint trotz ihren süßen Sturschädels einerseits ein ganz sensibler Hund zu sein. Meine Mutter war jedenfalls ebenso wie ich beeindruckt vom Verhalten der Hundeoma.